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Orte & Landschaften

Die Geschichte der Orgel reicht weit, nicht nur in Jahren, sondern auch in Kilometern gemessen. Auf dieser Seite erfahren Sie darüber mehr. Nach und nach wird sie erweitert.

Eldorado

China

Eldorado

 

Wer sich nicht enzyklopädisch mit 100 Orten abmühen will, die sie oder er im Leben besucht haben muss, oder mit 100 Filmen, die man gesehen haben sollte, dem reicht womöglich auch die kleinere Variante. Hinfahren sollte man allerdings schon. Denn sie gehören zu den schönen Dingen, deren Aura man noch nicht mal annähern auf einem Monitor abbilden kann, und die einem auch nicht den Gefallen tun, jemals zum Teil einer Wanderausstellung zu werden: dazu zählen einzigartige Kirchenbauten, Naturlandschaften und eben auch die ganz besonderen Orgeln, die mit ihrer Musik die Geschichte in noch höherem Maß lebendig werden lassen können als irgendeine andere Erfahrung es bietet. 

 

In einigen Landstrichen haben sich besonders interessante Instrumente erhalten, so dass dorthin zurecht immer wieder Reisen angeboten werden, oftmals mit einem fähigen Organisten oder einer talentierten Organistin, der bzw. die die Instrumente kennt, vorstellt und auch anspielt. Wer die Chance dazu hat, eine solche Orgel-Exkursion mitzumachen, sollte sie nicht verpassen. 

 

Vom Saarland aus geographisch gut erreichbar sind …

 

… der Hunsrück mit den Orgeln der Stumm-Dynastie. „Stumm“ ist vielleicht kein sehr werbewirksamer Name für einen Instrumentenbauer, aber die Qualität dieser Instrumente wurde mehrfach verglichen mit der der Silbermann-Orgeln. Abgesehen davon besteht ein enger verwandtschaftlicher Konnex zwischen der Orgelbauer-Dynastie und der saarländischen Industriellen-Dynastie (die überwiegend im Raum Neunkirchen aktiv war).

 

… das Elsass mit seiner vielfältigen Orgellandschaft, insbesondere (aber längst nicht nur) mit seiner „Elsässer“ Silbermann-Dynastie. 

 

… Speyer / Technisches Museum: Eine der größten Sammlungen an mechanischen Musikinstrumenten und Kino-Orgeln. Leider werden diese wertvollen Instrumente kaum mehr gespielt, sondern allenfalls von Museumspersonal vorgeführt. 

 

… die Großregion Saar-Lor-Lux und die Wallonie: die Grenzregion ist geprägt von verschiedenen Einflüssen. Insbesondere im 19. Jahrhundert, im „goldenen Zeitalter“ von Kohle und Stahl entstanden wertvolle Instrumente. 

 

… Paris. Die Seine-Metropole ist voll von Kirchen, die nicht nur „organologisch“, sondern auch architektonisch und kunstgeschichtlich von höchstem Interesse sind. In vielen Kirchen empfiehlt es sich, sie zu den Gottesdienstzeiten zu besuchen, um die Kunst der Organisten im Improvisieren zu bewundern. 

 

Und für Urlauber, die es in den Ferien gen Norden zieht: auch in Holland oder in den norddeutschen Bundesländern wartet ein wahres „Eldorado“ der Orgelbaukunst auf Besucher: Von den legendären Instrumenten eines Arp Schnitger bis zu den hochkarätigen Arendt-Orgeln des 21. Jahrhunderts.

Eldorado
China

China

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Seit mehr als 3.000 Jahren wird in China die Sheng, eine Mundorgel, gespielt. Eine Hydraulis kam wohl schon im Mittelalter über die Seidenstraße nach China: 1260 berichtet ein Chronist, der Kaiser habe aus dem „muselmanischen Königreich“, wahrscheinlich aus Bagdad, eine Orgel zum Geschenk bekommen und die Pfeifen seien von der arabischen Tonleiter umgestimmt worden auf die chinesische. Die erste Orgel der Neuzeit kam um 1600 nach China. Wie die diplomatischen „Orgelgeschenke“ des 8. Jahrhunderts, mit denen die oströmischen Kaiser die fränkischen Könige für sich gewinnen wollten, so sollten auch diese Orgeln beeindrucken und für die christliche Missionierung gnädig stimmen. 

 

Gebaut wurde diese erste Orgel wohl von Jesuiten in Macao, das die Portugiesen um 1600 als wichtigen Hafen und Handelsstützpunkt zwischen Japan und China nutzten. Der Kaiser von China erhielt sie von dem Jesuiten Matteo Ricci, der wie seine Mitbrüder in den nächsten 200 Jahren zu einem wichtigen Vermittler zwischen den Kulturen wurde. Begonnen hatte Riccis Mission 1582. 20 Jahre lang wirkte er als Missionar, Literat, Geograph und Astronom, bis er die Gunst des Kaiserhofes erlangte und auch in Peking eine Niederlassung gründen konnte. Ricci, sein chinesischer Name war Li Madou, beherrschte Chinesisch, wertschätzte die Kultur und tolerierte die Lehre des Konfuzius (auch den Ahnenkult), die von anderen Missionsorden abgelehnt wurde. Jesuiten wirkten am Kaiserhof als Astronomen. Der in Mailand gebürtige Giuseppe Castiglione brachte westliche Maltechniken nach China, der Schweizer Franz Stadlin konstruierte Uhrwerke für den Kaiser. 

Nicht minder geschätzt waren Orgeln. Nach 1600 wurden weitere Instrumente für die Missionen in Macao, der alten Kaiserstädte Nanking/Nanjing und Nanchang wahrscheinlich in Goa und Manila gebaut. Größere Orgeln konstruierte der portugiesische Jesuit Tomás Pereira, der 1673 in Peking ankam. Eine Generation später – 1711 – kommt der Vinzentiner Teodorico Pedrini in Peking an und unterrichtet die Söhne des Kaisers Kanxi in Musik, komponiert für den Kaiserhof 12 Triosonaten im Stile Corellis (die heute noch in der Nationalbibliothek in Peking liegen) und koordiniert die Herstellung von Cembali und Orgeln durch chinesische Handwerker. 1720 erreicht die erste europäische Orgel den Kaiserhof (ein Werk des römischen Orgelbauers Testa) als Geschenk des päpstlichen Legaten Carlo Mezzabarba

 

Die Orgel im heutigen China, aber auch Japan oder Korea ist vor allem ein Konzertinstrument. Orgeln für den christlichen Kult gibt es vergleichsweise sehr wenige. Insofern fokussieren viele Musikstudenten aus Fernost ihr Studium auch auf das reine Instrumentalspiel, die wenigsten sind in der Lage, Chöre zu begleiten oder zu improvisieren, die Liturgie ist vielen fremd.

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